64 Jahre für eine Rente auf Hartz-IV-Niveau

[Weinheimer Nachrichten vom 02. Mai 2012]

1. Mai: DGB-Kundgebung auf dem Marktplatz / Prof. Friedhelm Hengsbach tritt für Sicherungssysteme ein, die auch durch Unternehmertätigkeit und Vermögen finanziert werden.

Weinheim. Ist Deutschland tatsächlich auf der Schnellstraße in Richtung Vollbeschäftigung unterwegs? Am Ende sogar mit der Vollbeschäftigung als Ziel? "Jobwunder vielleicht, aber mit miserablen Arbeitsverhältnissen", beantwortete Prof. Friedhelm Hengsbach sich seine Frage gestern Morgen gleich selbst. Er war der Hauptredner der 1.-Mai-Kundgebung des DGB am Marktplatz. Hengsbach ist Sozialethiker, in dessen Ausführungen es stets um die Gerechtigkeit geht. Ob es nun die im Job benachteiligten Frauen sind, oder auch die Zehntausenden von Jugendlichen, die keine Arbeit finden und denen so eine komplette Lebensperspektive vorenthalten wird - Hengsbach mahnt nicht nur, er versucht stets Lösungen zu finden. Und nennt immer wieder Beispiele wie das von der weiblichen Teilzeitkraft, die 64 Jahre einzahlen muss, um am Ende eine Rente auf Hartz-IV-Niveau zu bekommen.

Die Schuldigen hierfür sitzen seiner Meinung nach in der Politik, deren Reformen der vergangenen Jahrzehnte nicht viel gebracht haben, außer, dass die Reichen noch reicher wurden. Die Reformen seien gekennzeichnet von einer Demontage der solidarischen Sozialversicherungen und der damit einhergehenden Entregelung sicherer Arbeitsverhältnisse. Das große Problem aber sei, dass Politiker vor der Wirtschaft regelrecht einknicken, am Beispiel der Bankenrettung führte er dies allen Zuhörern vor Augen. Technisches Wissen werde heute höher bewertet als soziales Engagement, die soziale Markwtirtschaft sei heute allenfalls sozial temperiert, ansonsten aber eine klar kapitalistische Marktwirtschaft.

Hengsbach tritt ein für eine Verbindung von Erwerbssystem und sozialer Sicherung, politischer Wirtschaftsethik und für demokratiefähige Marktwirtschaften sowie die Stärkung der Tarifautonomie. Seine Forderung neben dem gesetzlichen Mindestlohn: Soziale Sicherungssysteme auch durch Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen zu finanzieren. Zu Beginn sprach Oberbürgermeister Heiner Bernhard ein Grußwort, bei dem er das lokale Engagement der Kommune in Sachen Arbeitsmarkt und Chancengleichheit näher beleuchtete. sf

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