Freudenberg fordert Verzicht

[Weinheimer Nachrichten vom 03. Juli 2009]

Weinheim. Die Tarifverhandlungen bei Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik (FDS) mit der Gewerkschaft IG BCE für die rund 2000 Beschäftigten an den Standorten Weinheim und Reichelsheim gehen in die Schlichtung. Bei den bisherigen Gesprächen konnte keine Einigung erzielt werden. Das Unternehmen hält den Verzicht auf Einkommensbestandteile für erforderlich, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.

Der Betriebsrat fordert dagegen eine Ausdehnung der Kurzarbeit auf 24 Monate und eine Tariferhöhung ab 1. Juli 2009 von 1,7 Prozent sowie ab 1. Februar 2010 um weitere 2,0 Prozent. Diese könne in eine entsprechende Arbeitszeitverkürzung umgewandelt werden, damit es für das Unternehmen kostenneutral bleibt, erläuterte Betriebsratsvorsitzender Helmut Schmitt den Vorschlag der Arbeitnehmerseite.

Auftragseinbruch von 40 Prozent

Wie das Unternehmen gestern erklärte, verzeichnet FDS einen "drastischen Auftragseinbruch, vor allem aus der Automobilindustrie und dem Maschinenbau von mehr als 40 Prozent". Man gehe davon aus, dass es Jahre dauern werde, bis das Auftragsniveau der vergangenen Jahre wieder erreicht wird. Um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Weinheim zu sichern, müssten erhebliche Kosten im laufenden Geschäftsjahr eingespart werden. Bereits im letzten Quartal 2008 seien Programme zur Kostenreduzierung erfolgreich umgesetzt worden. So seien die Sachkosten um rund 50 Prozent gesenkt, Investitionen gestoppt oder verschoben und Bestände verringert worden.

Einsparungen in Millionenhöhe

Aber auch bei den Personalkosten seien Einsparungen unverzichtbar. "Für das laufende Jahr sind in Weinheim Einsparungen in Millionenhöhe nötig, um eine Anpassung an das deutlich niedrigere Geschäftsvolumen zu erreichen. Dies soll möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen erreicht werden", teilte FDS mit.

Bisher stockt das Unternehmen bei der Kurzarbeit die von der Bundesagentur für Arbeit garantierte Ausgleichszahlung von 60 beziehungsweise 67 Prozent der Nettoarbeitsentgeltdifferenz auf 80 Prozent auf. "Kurzarbeit ist sinnvoll, wenn nach überschaubarer Zeit das alte Auftragsniveau wieder erreicht wird. Wir müssen allerdings davon ausgehen, dass es Jahre dauern wird, bis das Niveau von 2007 wieder erreicht ist. Deshalb genügt Kurzarbeit allein nicht", erklärte Claus Möhlenkamp, Vorsitzender der FDS-Geschäftsleitung. Um betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden, solle die Kosteneinsparung auf viele Schultern verteilt werden. Das sei zum Beispiel der "Verzicht auf Einkommensbestandteile auf allen Ebenen, ein Verzicht auf die Aufstockung des Kurzarbeitergeldes und eine Kürzung des Weihnachtsgeldes". Für den Betriebsratsvorsitzenden Helmut Schmitt sind diese Forderungen nicht akzeptabel: "Es kann nicht sein, dass die Belegschaft alleine für die Krise bezahlen soll. Das Unternehmen, das in den letzten Jahren Super-Gewinne gemacht hat, muss sich seiner sozialen Verantwortung stellen."

Er habe allerdings den Eindruck, dass FDS lieber Mitarbeitern betriebsbedingt kündige. Nur so könne er sich jedenfalls erklären, warum die Geschäftsleitung die Öffnungsklausel des Tarifvertrags nicht zieht. Dort sei vereinbart, dass die Mitarbeiter bis zu fünf Stunden weniger arbeiten ohne Lohnausgleich, wenn für diesen Zeitraum betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen sind. pro

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