Angestellte protestierten auch in Hirschberg

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 19. Juni 2009]

(nam) Im Alten Wasserturm treffen die Gäste zur neuesten Ausstellungseröffnung ein, während sich unter den raschelnden Ahornbäumen zeitgleich bei Tor 2 allmählich Demonstranten versammeln; aus dem Industriepark schafft einer noch zusammengerollte Banner herbei und lehnt sie erst einmal an einen Stamm.

Vereinzelt rasselt und pfeift es: Die Freudenberger testen ihre Ausrüstung für einen weiteren Protestmarsch gegen Lohn- und Arbeitsplatzabbau. Er führt sie am gestrigen Nachmittag über das Werksgelände durch Tor 1 und hinauf in die Innenstadt bis zum Marktplatz. Einige hundert Demonstranten füllen die Fußgängerzone, manche schieben ihre Räder, andere führen den Hund gleich mit aus, vorbei an Bürgern, die beim Eiscafé in der Sonne sitzen. Vorneweg marschieren 30 Kollegen aus den Niederlanden. Sie arbeiten für das Simrax-Werk in Kerkrade, wo 80 von 135 Arbeitsplätzen nach Spanien und England ausgelagert werden sollen, sagt ihre Sprecherin Sissy Plum. Dichtungen für Stoßdämpfer und Wasserpumpen werden dort hergestellt. Die Konzernleitung verstecke sich hinter der Krise, so Plum. Sie kann nicht nachvollziehen, wieso die Stellen "so knallhart" abgebaut würden: Die Belegschaft kämpft nun für einen "vernünftigen Sozialplan". Freudenberger aus Weinheim, Laudenbach und Reichelsheim folgen ihr an diesem Tag. Für Helmut Schmitt, Vorsitzender der Ortsgruppe der IG BCE, ein Signal des Zusammenhalts. Die Gewerkschaften fürchten um rund 400 Jobs in Weinheim und Laudenbach. Konzern-Pressesprecherin Cornelia Buchta-Noack bestätigt das aber nach wie vor nicht: "Auf diese Zahl kommen wir nicht." Als "rechnerische Größe" nennt sie lediglich rund 200 Arbeitsplätze bei der Dichtungs- und Schwingungstechnik, aber dort würden auch alternative Lösungen gesucht. Zum Stand der Tarifverhandlungen – sie laufen bei mehreren Geschäftsgruppen – wollte sie nichts sagen. Die Gewerkschaft wirft der Unternehmensleitung derweil vor, Angst vor dem Arbeitsplatzabbau zu schüren, um Lohnverzicht zu erwirken. "Diese Strategie, die die Unternehmensleitung aus der Krise heraus entwickelt, können wir so nicht akzeptieren", sagt Schmitt. Es gebe Gespräche mit der Geschäftsleitung, aber keinen Dialog, formuliert es Bernd Egner, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats Freudenberg. Er fordert, die Kurzarbeit auf 24 Monate auszuweiten, um Stellenabbau zu vermeiden.

Seit dem letzten Marsch in die Innenstadt hat sich nicht viel getan. Damals planten die Mitarbeiter zum Hermannshof zu marschieren, wo die Unternehmensleitung ihre Bilanzpressekonferenz abhalten wollte. Sie wurde verlegt, nachdem bekannt wurde, dass ein Protestmarsch beabsichtigt war. Am späten Nachmittag bezogen die Freudenberger gestern ebenfalls außerhalb Weinheims Position – in Großsachsen am Hotel Krone, wo die Unternehmensleitung tagte.

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