In einer Stunde von Tor 1 zum Marktplatz
[Weinheimer Nachrichten vom 16. Mai 2009]
Weinheim. "Die Kollegen aus Kerkrade haben sich gemeldet. Sie kommen gerade von der Autobahn." Helmut Schmitt zeigt ein zufriedenes Gesicht. Der Betriebsratsvorsitzende der Freudenberg-KG Dichtungs- und Schwingungstechnik freut sich darüber, dass sich das Gelände an Tor 2 um 9 Uhr so gut gefüllt hat. Fast alle der 500 Beschäftigten, die am Protestzug durch die Innenstadt teilnehmen werden, tragen rote Schildkappen der Gewerkschaft IG BCE. "Wir wehren uns", steht darauf.
Europafahne vorneweg
Schmitts Namensvetter, der Vorsitzende des Ortsvereins, erklärt zum Start des Zuges durchs Megaphon, warum man durch die Stadt ziehen wird. 550 Stellen sollen laut Information der Betriebsräte konzernweit gestrichen werden; gut die Hälfte davon betreffen KGs in Weinheim und Laudenbach.
"Arbeitsplatzsicherung kennt keine Grenzen" steht auf dem Banner, das an der Spitze des Zuges geführt wird. Die Europa-Fahne wird heute völlig zurecht durch Weinheim getragen, denn nicht nur aus den Niederlanden, sondern auch aus dem französischen Colmar sind die Kollegen gekommen, um gemeinsam Flagge zu zeigen.
Um 9.35 Uhr hat der Zug Tor 1 erreicht, wo Weinheims Polizeichef Jürgen Scherer und Rudolf Schadl, Leiter der Verkehrsbehörde, mit Helmut Schmitt nochmal kurz den Zugweg absprechen. Dann öffnet sich die Schranke, und einer der längsten Protestzüge, die Freudenberg-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren gebildet haben, zieht über die OEG-Brücke und die Bahnhofstraße hoch zur Fußgängerzone. "Wir zahlen nicht für Eure Krise" und "Jugend braucht Zukunft. Auch nach der Ausbildung" steht auf den Bannern. Ratschen und Trillerpfeifen machen zusätzlich auf die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust aufmerksam.
Eigentlich sollte der Zug am Hermannshof Station machen. Doch weil die dort ursprünglich anberaumte Bilanz-Pressekonferenz kurzfristig nach Mannheim verlegt worden war, geht es direkt durch die Fußgängerzone zum Marktplatz, wo Helmut Schmitt kurz nach 10.30 Uhr in seiner Ansprache die Verlegung der Bilanzkonferenz kommentiert: "Da sieht man, wie verantwortungsvoll Dr. Peter Bettermann mit der Belegschaft umgeht."
Die Mitarbeiter haben, so Schmitt weiter, schon ein halbes Jahr Opfer durch Kurzarbeit erbracht und wären mit einer längeren Zeitspanne wahrscheinlich einverstanden. Doch noch ehe alle weiteren Möglichkeiten erörtert worden seien, werde von Entlassungen gesprochen. Als die Nachricht von der Steigerung des Eigenkapitals von Freudenberg auf 47 Prozent durchsickert, stellt Konzernbetriebsratsvorsitzender Bernd Egner klar, wer das erwirtschaftet hat: "Wir Arbeitnehmer."
Jürgen Drawitsch.
Weinheim. "Die Kollegen aus Kerkrade haben sich gemeldet. Sie kommen gerade von der Autobahn." Helmut Schmitt zeigt ein zufriedenes Gesicht. Der Betriebsratsvorsitzende der Freudenberg-KG Dichtungs- und Schwingungstechnik freut sich darüber, dass sich das Gelände an Tor 2 um 9 Uhr so gut gefüllt hat. Fast alle der 500 Beschäftigten, die am Protestzug durch die Innenstadt teilnehmen werden, tragen rote Schildkappen der Gewerkschaft IG BCE. "Wir wehren uns", steht darauf.
Europafahne vorneweg
Schmitts Namensvetter, der Vorsitzende des Ortsvereins, erklärt zum Start des Zuges durchs Megaphon, warum man durch die Stadt ziehen wird. 550 Stellen sollen laut Information der Betriebsräte konzernweit gestrichen werden; gut die Hälfte davon betreffen KGs in Weinheim und Laudenbach.
"Arbeitsplatzsicherung kennt keine Grenzen" steht auf dem Banner, das an der Spitze des Zuges geführt wird. Die Europa-Fahne wird heute völlig zurecht durch Weinheim getragen, denn nicht nur aus den Niederlanden, sondern auch aus dem französischen Colmar sind die Kollegen gekommen, um gemeinsam Flagge zu zeigen.
Um 9.35 Uhr hat der Zug Tor 1 erreicht, wo Weinheims Polizeichef Jürgen Scherer und Rudolf Schadl, Leiter der Verkehrsbehörde, mit Helmut Schmitt nochmal kurz den Zugweg absprechen. Dann öffnet sich die Schranke, und einer der längsten Protestzüge, die Freudenberg-Mitarbeiter in den vergangenen Jahren gebildet haben, zieht über die OEG-Brücke und die Bahnhofstraße hoch zur Fußgängerzone. "Wir zahlen nicht für Eure Krise" und "Jugend braucht Zukunft. Auch nach der Ausbildung" steht auf den Bannern. Ratschen und Trillerpfeifen machen zusätzlich auf die Angst vor dem Arbeitsplatzverlust aufmerksam.
Eigentlich sollte der Zug am Hermannshof Station machen. Doch weil die dort ursprünglich anberaumte Bilanz-Pressekonferenz kurzfristig nach Mannheim verlegt worden war, geht es direkt durch die Fußgängerzone zum Marktplatz, wo Helmut Schmitt kurz nach 10.30 Uhr in seiner Ansprache die Verlegung der Bilanzkonferenz kommentiert: "Da sieht man, wie verantwortungsvoll Dr. Peter Bettermann mit der Belegschaft umgeht."
Die Mitarbeiter haben, so Schmitt weiter, schon ein halbes Jahr Opfer durch Kurzarbeit erbracht und wären mit einer längeren Zeitspanne wahrscheinlich einverstanden. Doch noch ehe alle weiteren Möglichkeiten erörtert worden seien, werde von Entlassungen gesprochen. Als die Nachricht von der Steigerung des Eigenkapitals von Freudenberg auf 47 Prozent durchsickert, stellt Konzernbetriebsratsvorsitzender Bernd Egner klar, wer das erwirtschaftet hat: "Wir Arbeitnehmer."
Jürgen Drawitsch.
labudda - 16. Mai, 15:18
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