Werden über 300 Arbeitsplätze abgebaut?

[Rhein-Neckar-Zeitung vom 05. Mai 2009]

Weinheim. (nam) Ganze Werke in Tschechien und Spanien haben wohl schon dichtgemacht, jetzt geht es an lokale Arbeitsplätze: Der Konzernbetriebsrat hat in einem Schreiben Stellung genommen zu den Plänen der Unternehmensgruppe Freudenberg, Arbeitsplätze abzubauen.

Laut Konzernbetriebsrat seien bei der Dichtung- und Schwingungstechnik (FDS) Europa im ersten Quartal etwa 1300 Jobs abgebaut worden. In der vergangenen Woche seien nun die Betriebsratgremien vor Ort über einen "geplanten drastischen Stellenabbau" informiert worden: Laut Betriebsratsvorsitzendem Bernd Egner sind in Deutschland 550 Beschäftigte betroffen, die Hälfte davon in Weinheim und Laudenbach: bei FDS Weinheim 205, bei Vibracoustic 35 und bei der Anlagen- und Werkzeugbau Laudenbach (FAW) etwa 40. Bei FAW und Vibracoustic sollen zusätzlich Urlaubs- und Weihnachtsgeld gestrichen und die Arbeitszeit auf 32 Stunden gekürzt werden – ohne Lohnausgleich, so der Betriebsrat. Bei den Vliesstoffen in Weinheim würden 79 Stellen abgebaut, davon 35 als betriebsbedingte Kündigungen.

Der Konzernbetriebsrat rechnet mit insgesamt über 300 "vernichteten" Arbeitsplätzen in Weinheim und Laudenbach. Für ihn ist das nicht akzeptabel. "Es kann und darf nicht sein, dass die in der Vergangenheit viel beschworenen Freudenberg-Führungsgrundsätze nur bei Schönwetterlage Geltung haben sollen": Das Unternehmen habe eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und eine solche gegenüber der Belegschaft. Dramatisch mache die Situation die hohe Abhängigkeit von der Automobilindustrie. Diese habe die Konzernleitung aber bewusst betrieben, mit ihrer Strategie der Konzentration auf das Kerngeschäft, kritisiert der Betriebsrat. Ein Fehler, was mittlerweile auch die Konzernleitung erkannt habe. Jetzt sollte die Abhängigkeit durch eine "Verbreiterung der Standbeine" verringert werden, so jedenfalls zitiert der Betriebsrat Vorstandssprecher Dr. Dr. Peter Bettermann.

Der Betriebsrat weist darauf hin, dass trotz aller Schwierigkeiten der Konzern für 2008 wieder einen hohen Profit ausweisen werde. "Innerhalb der letzten zehn Jahre wurden regelmäßig Rekordgewinne verbucht. Das alles ist Ergebnis der Leistung der gesamten Belegschaft." Sie habe es verdient, dass auch in dieser nicht einfachen Situation die Konzernleitung ihren Beitrag zur Sicherung aller Arbeitsplätze leiste. Sie solle die Krise nicht weiter verstärken, indem sie die Mechanismen des Personalabbaus in Kraft setze. Die Konzernleitung solle stattdessen die Geschäftsleitungen verpflichten, von betriebsbedingten Entlassungen Abstand zu nehmen und die Kurzarbeit auszuschöpfen. Darüber hinaus müsse das Personal weiterqualifiziert werden, findet der Betriebsrat – unter anderem, indem eine Personalqualifikationsgesellschaft geschaffen wird, was die Konzernleitung seit Jahren verweigere. Der Betriebsrat fordert auch, die Wochenarbeitszeit ohne Entgeltminderung zu kürzen sowie Forschung und Entwicklung auszubauen, um mehr Produkte anbieten zu können. "Sollte die Konzernleitung am Personalabbau festhalten, dann werden sich die betroffenen Belegschaften gemeinsam zur Wehr zu setzen wissen."

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