"Wir gehen diesen Weg nicht mit"
[Weinheimer Nachrichten vom 22. April 2009]
Weinheim. Für Helmut Schmitt, den Betriebsratsvorsitzenden von Dichtungs- und Schwingungstechnik, Simmeringe, Simrit sowie Stanz- und Umformtechnik, wurde es gestern ein langer Tag. Am Montag war ihm durch die Firmenleitung mitgeteilt worden, dass in den vier zu einem Betrieb zusammengefassten Gesellschaften Konsequenzen aus den krisenbedingten Einbrüchen im Produktionsbereich gezogen werden sollen. Gut 200 von rund 1650 Mitarbeitern stehen zur Disposition, ungeachtet der seit Januar laufenden Kurzarbeit.
Gestern wurden die Mitarbeiter bei drei Betriebsversammlungen über die Situation informiert. Dabei erfuhren sie auch von der Haltung des Betriebsrates. Helmut Schmitt: "Wir gehen diesen Weg nicht mit."
Betriebsbedingte Kündigungen, wie sie von Seiten der Unternehmensleitung gegenüber dem Betriebsrat so schnell wie möglich avisiert wurden, seien die letzte denkbare Lösung, meint Schmitt. Außerdem hält er sie derzeit für rechtlich nicht durchführbar, weil die Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit erst Ende Juni auslaufen wird. Im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen schlägt der Betriebsrat im Übrigen als weitere Krisenmaßnahme eine zeitliche Ausdehnung der Kurzarbeit bis auf die gesetzliche Höchstdauer von 18 Monaten vor. Weitere Bausteine im Zuge der Arbeitsplatzsicherung sind für den Betriebsrat die Bindung der Tariferhöhung an das Betriebsergebnis, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit ohne Verminderung des Tarifeinkommens sowie eine Ausweitung der Altersfreizeit. Schmitt: "Wir wollen unsere Bausteine auf den Tisch bringen."
Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik ist von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise in hohem Maße betroffen und musste in den letzten Monaten drastische Auftragseinbrüche in allen Bereichen verzeichnen." So beginnt eine Pressemitteilung der Unternehmensleitung, in der sie Bezug auf allgemeine Zahlen der gesamten Branche nimmt. Die Rede ist von Einbrüchen in Höhe von 40 Prozent im Maschinenbau, ein Minus von bis zu 35 Prozent in der Bauindustrie und in der Automobilindustrie gar von 40 bis 50 Prozent.
Weiter heißt es: Schon heute ist absehbar, dass die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise Freudenberg lange beschäftigen werden. Bereits im vierten Quartal 2008 hat das Unternehmen begonnen, Bestände abzubauen, Sachkosten zu reduzieren und Investitionen auf den Prüfstand zu stellen. Zur Erinnerung: Dr. Dr. Peter Bettermann von der Unternehmensleitung hatte bereits vor einigen Wochen in einer Pressekonferenz nicht nur von einer lang anhaltenden Krise, sondern von einer Depression gesprochen.
Angesichts der schwierigen Lage der gesamten Weltwirtschaft wäre es nicht zu rechtfertigen, jetzt nicht zu handeln. Wer dauerhaft Überkapazitäten vorhält, gefährdet damit viele weitere Arbeitsplätze, schreibt die Unternehmensleitung.
Bei den Personalkosten geht das Unternehmen davon aus, dass die zum Teil bereits seit Jahresbeginn eingeführte Kurzarbeit nicht ausreichen wird, um die Folgen der Krise zu überwinden. Die Strukturen müssen an das deutlich geringere Geschäftsvolumen angepasst werden. Für Freudenberg versteht es sich von selbst, dass dabei nicht nach der Rasenmähermethode sondern mit Augenmaß vorgegangen wird - besonders bei Personalmaßnahmen. Deshalb entscheiden die einzelnen Geschäftseinheiten situationsabhängig, was in ihrem Markt unabdingbar ist. Denn sie kennen ihre Märkte und ihre Auftraggeber am besten, heißt es abschließend in der Pressemitteilung. dra/zg
Weinheim. Für Helmut Schmitt, den Betriebsratsvorsitzenden von Dichtungs- und Schwingungstechnik, Simmeringe, Simrit sowie Stanz- und Umformtechnik, wurde es gestern ein langer Tag. Am Montag war ihm durch die Firmenleitung mitgeteilt worden, dass in den vier zu einem Betrieb zusammengefassten Gesellschaften Konsequenzen aus den krisenbedingten Einbrüchen im Produktionsbereich gezogen werden sollen. Gut 200 von rund 1650 Mitarbeitern stehen zur Disposition, ungeachtet der seit Januar laufenden Kurzarbeit.
Gestern wurden die Mitarbeiter bei drei Betriebsversammlungen über die Situation informiert. Dabei erfuhren sie auch von der Haltung des Betriebsrates. Helmut Schmitt: "Wir gehen diesen Weg nicht mit."
Betriebsbedingte Kündigungen, wie sie von Seiten der Unternehmensleitung gegenüber dem Betriebsrat so schnell wie möglich avisiert wurden, seien die letzte denkbare Lösung, meint Schmitt. Außerdem hält er sie derzeit für rechtlich nicht durchführbar, weil die Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit erst Ende Juni auslaufen wird. Im Zuge der laufenden Tarifverhandlungen schlägt der Betriebsrat im Übrigen als weitere Krisenmaßnahme eine zeitliche Ausdehnung der Kurzarbeit bis auf die gesetzliche Höchstdauer von 18 Monaten vor. Weitere Bausteine im Zuge der Arbeitsplatzsicherung sind für den Betriebsrat die Bindung der Tariferhöhung an das Betriebsergebnis, eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit ohne Verminderung des Tarifeinkommens sowie eine Ausweitung der Altersfreizeit. Schmitt: "Wir wollen unsere Bausteine auf den Tisch bringen."
Freudenberg Dichtungs- und Schwingungstechnik ist von den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise in hohem Maße betroffen und musste in den letzten Monaten drastische Auftragseinbrüche in allen Bereichen verzeichnen." So beginnt eine Pressemitteilung der Unternehmensleitung, in der sie Bezug auf allgemeine Zahlen der gesamten Branche nimmt. Die Rede ist von Einbrüchen in Höhe von 40 Prozent im Maschinenbau, ein Minus von bis zu 35 Prozent in der Bauindustrie und in der Automobilindustrie gar von 40 bis 50 Prozent.
Weiter heißt es: Schon heute ist absehbar, dass die Auswirkungen der aktuellen Wirtschaftskrise Freudenberg lange beschäftigen werden. Bereits im vierten Quartal 2008 hat das Unternehmen begonnen, Bestände abzubauen, Sachkosten zu reduzieren und Investitionen auf den Prüfstand zu stellen. Zur Erinnerung: Dr. Dr. Peter Bettermann von der Unternehmensleitung hatte bereits vor einigen Wochen in einer Pressekonferenz nicht nur von einer lang anhaltenden Krise, sondern von einer Depression gesprochen.
Angesichts der schwierigen Lage der gesamten Weltwirtschaft wäre es nicht zu rechtfertigen, jetzt nicht zu handeln. Wer dauerhaft Überkapazitäten vorhält, gefährdet damit viele weitere Arbeitsplätze, schreibt die Unternehmensleitung.
Bei den Personalkosten geht das Unternehmen davon aus, dass die zum Teil bereits seit Jahresbeginn eingeführte Kurzarbeit nicht ausreichen wird, um die Folgen der Krise zu überwinden. Die Strukturen müssen an das deutlich geringere Geschäftsvolumen angepasst werden. Für Freudenberg versteht es sich von selbst, dass dabei nicht nach der Rasenmähermethode sondern mit Augenmaß vorgegangen wird - besonders bei Personalmaßnahmen. Deshalb entscheiden die einzelnen Geschäftseinheiten situationsabhängig, was in ihrem Markt unabdingbar ist. Denn sie kennen ihre Märkte und ihre Auftraggeber am besten, heißt es abschließend in der Pressemitteilung. dra/zg
labudda - 22. Apr, 09:13
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