"Soziale Integration braucht Ausbildung und Arbeitsplatz"
[Weinheimer Nachrichten vom 02. Mai 2007]
Weinheim. (ur) Unter dem Motto "Türen öffnen: Weinheim bildet aus" stand der traditionelle Empfang der Stadt Weinheim zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund am Vorabend des 1. Mai im Bürgersaal des Rathauses. "Die Menschen erwarten von uns Handlungsansätze und Lösungen auf kommunaler Ebene ", so betonte Oberbürgermeister Heiner Bernhard vor Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Stabile soziale Integration setze berufliche Qualifikation und einen Arbeitsplatz zwingend voraus. "Deshalb darf es nicht sein, dass in unserer Stadt mehr als hundert Jugendliche jährlich die Schule beenden, ohne klare berufliche Qualifizierungsperspektiven gefunden zu haben."
Weinheim habe mit der Jugendagentur Job Central eine Einrichtung geschaffen, die Jugendlichen beim Übergang in den Beruf unterstütze. Die Stadt sei außerdem beteiligt am "Weinheimer Integrationsmodell", damit beginne Sprachförderung schon in Kindergarten und Grundschule. Praktische Hilfe bekämen die Jugendlichen auch von den Ehrenamtlichen des "Weinheimer Unterstützerkreises Berufsstart". Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Mit der konjunkturellen Verbesserung würden die Strukturprobleme am Arbeitsmarkt noch deutlicher, so der Oberbürgermeister, und verwies darauf, dass im Juli 2006 nur noch 15 Prozent der Hauptschüler- und -schülerinnen der Badischen Bergstraße direkt nach der Schule eine Ausbildung begannen.
Auch die Stadt Weinheim sei von Verlagerung und Schließung von Produktionsstätten betroffen, wie die Konfrontation von Arbeitnehmern und Arbeitgebern der Firma Freudenberg gezeigt habe. Der Oberbürgermeister appellierte an die Verantwortlichen der Wirtschaft, bei Maßnahmen von solcher Tragweite stets die Folgen für die Arbeitnehmer sowie die Konsequenzen für den Standort Weinheim zu bedenken.
Thomas Schulz von der Agentur für Arbeit stellte die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der Region als gut dar mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent im März 2006 und 4,4 Prozent im März 2007. Die guten Prognosen für ein Wirtschaftswachstum auf über zwei Prozent für 2007 wirke sich nicht auf Problemgruppen mit einem hohen Risiko von Langzeitarbeitslosigkeit aus. Dazu zählte er Menschen mit fehlender Berufsqualifikation, Hauptschüler, Bewerber in berufsvorbereitenden "Warteschleifen", Schüler mit Migrantenhintergrund und "Alt-Bewerber" der Vorjahre.
Im März 2007 suchten 244 Schüler eine Ausbildungsstelle. 49 waren 20 Jahre und älter, 33 hatten Migrationshintergrund. "Die Dunkelziffer ist noch größer", so Schulz, denn viele Schüler sähen keine Chancen. Daher sei es wichtig, die Kinder bereits in der Schule zu begleiten. Die Agentur für Arbeit helfe durch Berufsberatung, Berufsorientierung, Ausbildungsvermittelung und Ausbildungsbeihilfe.
Dr. Susanne Felger von Job Central nannte als Ziel ihrer Institution, jedem Jugendlichen eine berufliche Chance zu geben. Hierbei liege der besondere Focus auf Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen. Es gebe inzwischen ein gut koordiniertes Netzwerk vor Ort. Dazu nannte sie auch die Berufsintegrationskommission der Stadt Weinheim, in der Experten von Kommune, Wirtschaft und Bürgerschaft zusammen arbeiten. Demnächst starte ein Kooperationsprojekt mit den DiesbachMedien, bei dem Jugendlichen ein halbes Jahr Wege in die Ausbildung vorgestellt werden. Wichtig sei es aber vor allem, dass es Lehrstellen und Langzeit-Praktika für angelernte Tätigkeiten gebe.
Was kann jeder einzelne tun? so fragte Dr. Felger. Das Thema Ausbildung dürfe nicht "unter die Räder kommen". Man solle sich nicht auf formale Zuständigkeiten zurückziehen. "Informieren Sie sich über freie Ausbildungsplätze und wann Ausbildungsplätze in drei Jahren wieder zur Verfügung stehen", so betonte sie. Übernahmepflicht solle nicht Hinderungsgrund für Ausbildung sein. Im Betrieb brauche man "Kümmerer" und in der Schule Ansprechpartner, ebenso in Unternehmerkreisen. Der frühen Resignation von Schülern müsse mit Kooperationsprojekten entgegengewirkt werden. Gute Betreuung bei allen Praktika sei wichtig. "Seien sie ideenreich, denn der klassische Weg von der Schule in den Betrieb gibt es nicht mehr für jeden", so Dr. Felger.
Weinheim. (ur) Unter dem Motto "Türen öffnen: Weinheim bildet aus" stand der traditionelle Empfang der Stadt Weinheim zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund am Vorabend des 1. Mai im Bürgersaal des Rathauses. "Die Menschen erwarten von uns Handlungsansätze und Lösungen auf kommunaler Ebene ", so betonte Oberbürgermeister Heiner Bernhard vor Vertretern aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft.
Stabile soziale Integration setze berufliche Qualifikation und einen Arbeitsplatz zwingend voraus. "Deshalb darf es nicht sein, dass in unserer Stadt mehr als hundert Jugendliche jährlich die Schule beenden, ohne klare berufliche Qualifizierungsperspektiven gefunden zu haben."
Weinheim habe mit der Jugendagentur Job Central eine Einrichtung geschaffen, die Jugendlichen beim Übergang in den Beruf unterstütze. Die Stadt sei außerdem beteiligt am "Weinheimer Integrationsmodell", damit beginne Sprachförderung schon in Kindergarten und Grundschule. Praktische Hilfe bekämen die Jugendlichen auch von den Ehrenamtlichen des "Weinheimer Unterstützerkreises Berufsstart". Wichtig sei auch die Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit. Mit der konjunkturellen Verbesserung würden die Strukturprobleme am Arbeitsmarkt noch deutlicher, so der Oberbürgermeister, und verwies darauf, dass im Juli 2006 nur noch 15 Prozent der Hauptschüler- und -schülerinnen der Badischen Bergstraße direkt nach der Schule eine Ausbildung begannen.
Auch die Stadt Weinheim sei von Verlagerung und Schließung von Produktionsstätten betroffen, wie die Konfrontation von Arbeitnehmern und Arbeitgebern der Firma Freudenberg gezeigt habe. Der Oberbürgermeister appellierte an die Verantwortlichen der Wirtschaft, bei Maßnahmen von solcher Tragweite stets die Folgen für die Arbeitnehmer sowie die Konsequenzen für den Standort Weinheim zu bedenken.
Thomas Schulz von der Agentur für Arbeit stellte die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der Region als gut dar mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent im März 2006 und 4,4 Prozent im März 2007. Die guten Prognosen für ein Wirtschaftswachstum auf über zwei Prozent für 2007 wirke sich nicht auf Problemgruppen mit einem hohen Risiko von Langzeitarbeitslosigkeit aus. Dazu zählte er Menschen mit fehlender Berufsqualifikation, Hauptschüler, Bewerber in berufsvorbereitenden "Warteschleifen", Schüler mit Migrantenhintergrund und "Alt-Bewerber" der Vorjahre.
Im März 2007 suchten 244 Schüler eine Ausbildungsstelle. 49 waren 20 Jahre und älter, 33 hatten Migrationshintergrund. "Die Dunkelziffer ist noch größer", so Schulz, denn viele Schüler sähen keine Chancen. Daher sei es wichtig, die Kinder bereits in der Schule zu begleiten. Die Agentur für Arbeit helfe durch Berufsberatung, Berufsorientierung, Ausbildungsvermittelung und Ausbildungsbeihilfe.
Dr. Susanne Felger von Job Central nannte als Ziel ihrer Institution, jedem Jugendlichen eine berufliche Chance zu geben. Hierbei liege der besondere Focus auf Jugendlichen mit schwierigen Startbedingungen. Es gebe inzwischen ein gut koordiniertes Netzwerk vor Ort. Dazu nannte sie auch die Berufsintegrationskommission der Stadt Weinheim, in der Experten von Kommune, Wirtschaft und Bürgerschaft zusammen arbeiten. Demnächst starte ein Kooperationsprojekt mit den DiesbachMedien, bei dem Jugendlichen ein halbes Jahr Wege in die Ausbildung vorgestellt werden. Wichtig sei es aber vor allem, dass es Lehrstellen und Langzeit-Praktika für angelernte Tätigkeiten gebe.
Was kann jeder einzelne tun? so fragte Dr. Felger. Das Thema Ausbildung dürfe nicht "unter die Räder kommen". Man solle sich nicht auf formale Zuständigkeiten zurückziehen. "Informieren Sie sich über freie Ausbildungsplätze und wann Ausbildungsplätze in drei Jahren wieder zur Verfügung stehen", so betonte sie. Übernahmepflicht solle nicht Hinderungsgrund für Ausbildung sein. Im Betrieb brauche man "Kümmerer" und in der Schule Ansprechpartner, ebenso in Unternehmerkreisen. Der frühen Resignation von Schülern müsse mit Kooperationsprojekten entgegengewirkt werden. Gute Betreuung bei allen Praktika sei wichtig. "Seien sie ideenreich, denn der klassische Weg von der Schule in den Betrieb gibt es nicht mehr für jeden", so Dr. Felger.
labudda - 2. Mai, 21:37
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