"Waffenstillstand" im Konflikt um Bausysteme KG

[Weinheimer Nachrichten vom 23. Januar 2007]

Weinheim. (pro) Im Konflikt um die Zukunft der Freudenberg Bausysteme KG (FBS) in Weinheim haben sich Unternehmensleitung und Belegschaft gestern auf einen "Waffenstillstand" geeinigt. Die Gespräche mit potenziellen Käufern werden vorläufig ausgesetzt.

Im Gegenzug wurde die "Marathon-Betriebsversammlung" beendet. Die Beschäftigten kehrten an ihre Arbeitsplätze zurück; mit Mehrarbeit könnte der Produktionsausfall in den nächsten Tagen aufgeholt werden.

Seit Donnerstagmittag hatten die Bänder bei FBS still gestanden. Am Freitag hatte sich die Lage zugespitzt, als die Beschäftigten alle Werkstore für zehn Stunden blockierten (wir berichteten) - "ein bisher einmalige Vorgang in der Firmengeschichte", wie Helmut Schmitt, der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende von FBS, betonte. Sicherlich sei diese Form des Protestes "grenzwertig" gewesen, räumte er ein. Aber gewissermaßen sei die Blockade ein Aufschrei der Kollegen gewesen.

Gestern Früh hatte sich die Unternehmensleitung mit Dr. Peter Bettermann an der Spitze mit Vertretern des Konzern- und des FBS-Betriebsrates auf "neutralem Boden" getroffen. Dabei wurde vereinbart, dass die Arbeitnehmervertreter künftig direkt mit den potenziellen Käufern in Kontakt treten können. Der Betriebsrat sprach in einer ersten Stellungnahme von einem "Teilerfolg für die Beschäftigten".

Die Geschäftsleitung der Unternehmensgruppe Freudenberg verwies in ihrer Erklärung darauf, dass man sich durch die rechtswidrige Blockade "genötigt" sehe, die Gespräche mit potenziellen Partnern für das Bodenbelagsgeschäft auszusetzen. Man hoffe nun, dass sich der Betriebsrat in diesen Gesprächen von der "Seriosität, Leistungsfähigkeit und Unternehmenskultur" der Interessenten überzeugen lässt.

Als weitere Gründe für die Aussetzung der Verkaufsgespräche führte der Konzern "die Wiederherstellung des Betriebsfriedens" und die Sicherstellung der Belieferung der Kunden ins Feld. Durch die Aussetzung solle ferner Zeit gewonnen werden, in der sich die Arbeitnehmervertreter davon überzeugen könnten, dass es bei diesen Gesprächen "gerade nicht um eine Werksschließung oder um Personalabbau geht. Vielmehr geht es um einen strategischen Schritt, die Zukunft der Freudenberg Bausysteme KG mit ihrer auf den Standort konzentrierten Produktion sowie den Industriepark Weinheim insgesamt mit seiner außergewöhnlich leistungsfähigen Infrastruktur langfristig zu sichern und durch die Partnerschaft mit einem erfolgreichen Unternehmen zu stärken."

Für die Arbeitnehmervertretung ist die gestrige Einigung "ein Schritt in die richtige Richtung", auch wenn jedem klar sei, dass der Verkauf damit nicht vom Tisch ist, wie Schmitt weiter sagte. Der Betriebsrat bedankte sich bei der Belegschaft der Bausysteme KG "für das außerordentliche Engagement und bei den Belegschaften der anderen Freudenberg-Unternehmen am Standort, die die FBS-Beschäftigten durch Arbeitsniederlegungen und Solidaritätsaktionen unterstützt haben". Sie machten aber auch deutlich, dass dieser Prozess nur erfolgreich zu Ende gebracht werden könne, "wenn die gezeigte Power und Solidarität der Beschäftigten weiterhin gewährleistet bleibt".

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