Freudenberg-Mitarbeiter protestieren
Werksblockade und Demonstration gegen Verkaufspläne.
[Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Januar 2007]
Die Unternehmensleitung Freudenberg bestätigte erstmals konkrete Verkaufspläne für die Sparte Bausysteme-Bodenbeläge. Als Kaufinteressent gilt der Wettbewerber für Bodenbeläge aus der Schweiz, Forbo.
mir. WEINHEIM, 19. Januar. Mit einer Blockade der Werkstore, einem Demonstrationszug durch Weinheim und einer zweitägigen Betriebsversammlung wehren sich Mitarbeiter beim Mischkonzern Freudenberg gegen den Verkauf der Sparte Bausysteme. An den verschiedenen Aktionen
haben sich nach Angaben des Betriebsrates 500 Mitarbeiter beteiligt. Die Sparte Bausysteme stellt Gummi-Bodenbeläge her. Die Freudenberg-Beläge liegen unter anderem am Frankfurter Flughafen, in der Freiheitsstatue in New York, am Transrapid-Bahnhof in Schanghai und in vielen U-Bahn-Stationen.
In einem offenen Brief des Betriebsrates heißt es, dass bei einem Verkauf an einen direkten Konkurrenten mehr als 900 Arbeitsplätze in Weinheim auf dem Spiel stehen. Uber die Kaufinteressenten wollte Betriebsratsvorsitzender
Karl-Heinz Kuschel nicht sprechen. Wie aber aus Kreisen des Unternehmens und mittlerweile auch mehrfach aus der Branche zu hören ist, soll sich Freudenberg in exklusiven Verkaufsverhandlungen mit dem Schweizer Bodenbelagshersteller Forbo befinden, einem Wettbewerber der Freudenberg-Sparte.
Bei einem Verkauf fürchtet der Betriebsrat nicht nur um die Jobs in der Sparte. Bei den Dienstleistungsbereichen des Freudenberg-Konzerns könnte ein Verkauf der Bausysteme, bei der etwas weniger als ein Sechstel aller 6000 Mitarbeiter am Standort Weinheim beschäftigt ist, zu Personalüberhängen führen. Langfristig sei möglicherweise sogar der gesamte Produktionsstandort Weinheim in Gefahr, warnt Kuschel.
Die Unternehmensleitung bestätigte gestern erstmals konkrete Verkaufspläne. Der Verkauf an ein seriöses Unternehmen, das im Markt für Bodenbeläge etabliert sei, biete die beste Moglichkeit, um die Arbeitsplätze bei der Sparte Bausysteme dauerhaft zu sichern, wurde mitgeteilt. Der Standort Weinheim müsse für die Bausysteme erhalten werden und der Käufer eine langfristige Perspektive bieten. Das seien die Bedingungen, mit denen die Verkaufsverhandlungen aufgenommen seien. Auf die Blockade der Werkstore gab es eine deutliche Reaktion. Diese Vorgehensweise könne nicht toleriert werden. Für die Zukunftssicherung der Bausysteme "ist diese Eskalation auf keinen Fall nützlich", heißt es in der Mitteilung. Zu den Hintergründen des Verkaufs gab es keine Informationen.
Dem Vernehmen nach will sich Freudenberg von der Sparte' trennen, weil
das Unternehmen nicht mehr in das Portfolio (Dichtungs-, Schwingungstechnik, Vliesstoffe, Vileda-Haushaltsprodukte, Schmierstoffe) passt, Verluste hingenommen werden mussten und die Bodenbelagsbranche sich in einem Konsolidierungsprozess befinde. Auf dem internationalenMarkt für Bodenbeläge bedient Freudenberg mit seinen Gummiböden und dem einzigen Produktionsstandort Weinheim eine Nische.
Der Betriebsrat sieht das anders. Anstatt auf eine breite Produktpalette zu setzen, die den Konzern unabhänger von Schwankungen einzelner Branchen mache, werde verstärkt auf die Automobilbranche als Kundschaft gesetzt, von der der Konzern künftig dann noch stärker abhängig sei.
Der Betriebsrat hält einen Verkauf für nicht notwendig, zumal der Bereich eine
positive Entwicklung aufzeige. Die Sparte kommt auf einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro und soll zuletzt ein Ergebnis vom 8 Millionen Euro erzielt haben.
Das sei aber nur vorübergehend gewesen, so eine frühere Aussage des Managements gegenuber dem Betriebsrat. Schon 2007 sei mit einem Ergebniseinbruch zu rechnen. Der Betriebsrat beruft sich hingegen auf eine Zusage der Unternehmensleitung, dass die Sparte bei einem Ergebnis von 5,5 Millionen Euro als selbständiges Unternehmen fortbestehe.
In der Vergangenheit hat sich Freudenberg erst von Geschäftsfeldern (Elefanten-Schuhe Schuhhandelsfilialen Tack, Technischer Handel) getrennt nachdem zum Teil jahrelang Verluste angefallen waren. Sollten die Bausysteme an Forbo gehen, muss es nicht zwangsläufig zu einer Schließung der Produktion in Weinheim kommen. Forbo, Weltmarktführer bei Linoleumböden, hat keine Produktionsstätte in Deutschland.
[Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 20. Januar 2007]
Die Unternehmensleitung Freudenberg bestätigte erstmals konkrete Verkaufspläne für die Sparte Bausysteme-Bodenbeläge. Als Kaufinteressent gilt der Wettbewerber für Bodenbeläge aus der Schweiz, Forbo.
mir. WEINHEIM, 19. Januar. Mit einer Blockade der Werkstore, einem Demonstrationszug durch Weinheim und einer zweitägigen Betriebsversammlung wehren sich Mitarbeiter beim Mischkonzern Freudenberg gegen den Verkauf der Sparte Bausysteme. An den verschiedenen Aktionen
haben sich nach Angaben des Betriebsrates 500 Mitarbeiter beteiligt. Die Sparte Bausysteme stellt Gummi-Bodenbeläge her. Die Freudenberg-Beläge liegen unter anderem am Frankfurter Flughafen, in der Freiheitsstatue in New York, am Transrapid-Bahnhof in Schanghai und in vielen U-Bahn-Stationen.
In einem offenen Brief des Betriebsrates heißt es, dass bei einem Verkauf an einen direkten Konkurrenten mehr als 900 Arbeitsplätze in Weinheim auf dem Spiel stehen. Uber die Kaufinteressenten wollte Betriebsratsvorsitzender
Karl-Heinz Kuschel nicht sprechen. Wie aber aus Kreisen des Unternehmens und mittlerweile auch mehrfach aus der Branche zu hören ist, soll sich Freudenberg in exklusiven Verkaufsverhandlungen mit dem Schweizer Bodenbelagshersteller Forbo befinden, einem Wettbewerber der Freudenberg-Sparte.
Bei einem Verkauf fürchtet der Betriebsrat nicht nur um die Jobs in der Sparte. Bei den Dienstleistungsbereichen des Freudenberg-Konzerns könnte ein Verkauf der Bausysteme, bei der etwas weniger als ein Sechstel aller 6000 Mitarbeiter am Standort Weinheim beschäftigt ist, zu Personalüberhängen führen. Langfristig sei möglicherweise sogar der gesamte Produktionsstandort Weinheim in Gefahr, warnt Kuschel.
Die Unternehmensleitung bestätigte gestern erstmals konkrete Verkaufspläne. Der Verkauf an ein seriöses Unternehmen, das im Markt für Bodenbeläge etabliert sei, biete die beste Moglichkeit, um die Arbeitsplätze bei der Sparte Bausysteme dauerhaft zu sichern, wurde mitgeteilt. Der Standort Weinheim müsse für die Bausysteme erhalten werden und der Käufer eine langfristige Perspektive bieten. Das seien die Bedingungen, mit denen die Verkaufsverhandlungen aufgenommen seien. Auf die Blockade der Werkstore gab es eine deutliche Reaktion. Diese Vorgehensweise könne nicht toleriert werden. Für die Zukunftssicherung der Bausysteme "ist diese Eskalation auf keinen Fall nützlich", heißt es in der Mitteilung. Zu den Hintergründen des Verkaufs gab es keine Informationen.
Dem Vernehmen nach will sich Freudenberg von der Sparte' trennen, weil
das Unternehmen nicht mehr in das Portfolio (Dichtungs-, Schwingungstechnik, Vliesstoffe, Vileda-Haushaltsprodukte, Schmierstoffe) passt, Verluste hingenommen werden mussten und die Bodenbelagsbranche sich in einem Konsolidierungsprozess befinde. Auf dem internationalenMarkt für Bodenbeläge bedient Freudenberg mit seinen Gummiböden und dem einzigen Produktionsstandort Weinheim eine Nische.
Der Betriebsrat sieht das anders. Anstatt auf eine breite Produktpalette zu setzen, die den Konzern unabhänger von Schwankungen einzelner Branchen mache, werde verstärkt auf die Automobilbranche als Kundschaft gesetzt, von der der Konzern künftig dann noch stärker abhängig sei.
Der Betriebsrat hält einen Verkauf für nicht notwendig, zumal der Bereich eine
positive Entwicklung aufzeige. Die Sparte kommt auf einen Umsatz von rund 150 Millionen Euro und soll zuletzt ein Ergebnis vom 8 Millionen Euro erzielt haben.
Das sei aber nur vorübergehend gewesen, so eine frühere Aussage des Managements gegenuber dem Betriebsrat. Schon 2007 sei mit einem Ergebniseinbruch zu rechnen. Der Betriebsrat beruft sich hingegen auf eine Zusage der Unternehmensleitung, dass die Sparte bei einem Ergebnis von 5,5 Millionen Euro als selbständiges Unternehmen fortbestehe.
In der Vergangenheit hat sich Freudenberg erst von Geschäftsfeldern (Elefanten-Schuhe Schuhhandelsfilialen Tack, Technischer Handel) getrennt nachdem zum Teil jahrelang Verluste angefallen waren. Sollten die Bausysteme an Forbo gehen, muss es nicht zwangsläufig zu einer Schließung der Produktion in Weinheim kommen. Forbo, Weltmarktführer bei Linoleumböden, hat keine Produktionsstätte in Deutschland.
labudda - 22. Jan, 17:59
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