Belegschaft will „ehrliche Antworten"
[Rhein-Neckar-Zeitung vom 20. Dezember 2006]
(kaz) "Die sin’ doch nimmer sauwer...", so der Kommentar einer älteren Dame, als sie auf dem Transparent vom geplanten Verkauf der Freudenberg- Bausysteme KG und dem drohenden Verlust von tausend Arbeitsplätzen liest. Gerade bewegt sich der Demonstrationszug der Beschäftigten Richtung Bahnhofstraße. Es bläst ein kalter Wind. Das passt zur Stimmung.
Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz spricht Detlef Sutter, Gewerkschaftssekretär der IG BCE von einem "Skandal erster Klasse" und meint damit zunächst mal die Informationspolitik des Unternehmens und hat dafür nur ein "Pfui, das gehört sich nicht" übrig. Lange wussten die Mitarbeiter nichts über die Pläne der Konzernleitung, bis der Betriebsrat nicht mehr mitmachte und beschloss: Es ist Zeit, auf die Straße zu gehen. Die Demo von gestern soll erst der Auftakt sein.
"Wir werden denen da oben abtrotzen, dass sie mit uns reden" heißt es bei der Kundgebung. Der Rückweg führt schon mal an der Freudenbergschen Villa vorbei. Schließlich soll die Familie den Unmut der Beschäftigten mitbekommen. Doch da tut sich erst mal nichts.
"Ihr seid nicht allein", versichert Bernd Schneider als Vorsitzender des Europabetriebsrates den Kollegen und wünscht ihnen Kraft und Ausdauer für den Kampf um den Arbeitsplatz. Seinen Worten nach geht es nur auf den ersten Blick allein um den Verkauf der Bausysteme KG, mit dem schon mal ein Sechstel der Weinheimer Belegschaft veräußert würde. Auch andere KGs seien gefährdet.
Dass die Standortsicherung nicht den Erhalt der Arbeitsplätze bedeutet, mussten demnach die Beschäftigten der Service-KG erfahren. "Sie sind arbeitslos", so Detlef Stutter. Derweil müsse die IT-Gruppe Kürzungen von Weihnachtsgeld und Urlaubstagen hinnehmen. Seine zentrale Forderung für die Bausysteme KG lautet deshalb: Die Sicherung des Tarifvertrages über ein Jahr hinaus. "Sonst macht der neue Arbeitgeber mit euch, was er will."
Tief enttäuscht vom "Familienunternehmen" Freudenberg ist auch Karl-Heinz Kuschel, Betriebsratsvorsitzender der Bausysteme KG und selbst seit 40 Jahren dabei. Er kann einfach nicht verstehen, warum das Unternehmen mitten im Aufschwung verkaufen will. Seiner Schilderung nach ist die Auftragslage so gut, dass Schichten rund um die Uhr gefahren werden. Die KG ist auf die Produktion von Bodenbelägen spezilaisiert. Das Betriebsergebnis soll zum Jahresende bei rund acht Millionen Euro liegen. Noch im März hieß es seinen Worten nach: Wenn 5,5 Millionen erreicht werden, wird wahrscheinlich nicht verkauft. Spekulationen darüber, wer der vier Bewerber ("alles direkte Konkurrenz") den Zuschlag erhält, will er nicht anstellen. Er glaubt auch nicht, dass der Kaufvertrag noch in diesem Jahr unterzeichnet wird. Es bliebe also noch Zeit, weitere Aktionen zu planen.
Doch Karl-Heinz Kuschel befürchtet: "Wir werden verkauft und dann plattgemacht." Was erwarten die Beschäftigten? Zunächst mal ehrliche Antworten.
(kaz) "Die sin’ doch nimmer sauwer...", so der Kommentar einer älteren Dame, als sie auf dem Transparent vom geplanten Verkauf der Freudenberg- Bausysteme KG und dem drohenden Verlust von tausend Arbeitsplätzen liest. Gerade bewegt sich der Demonstrationszug der Beschäftigten Richtung Bahnhofstraße. Es bläst ein kalter Wind. Das passt zur Stimmung.
Bei der Kundgebung auf dem Marktplatz spricht Detlef Sutter, Gewerkschaftssekretär der IG BCE von einem "Skandal erster Klasse" und meint damit zunächst mal die Informationspolitik des Unternehmens und hat dafür nur ein "Pfui, das gehört sich nicht" übrig. Lange wussten die Mitarbeiter nichts über die Pläne der Konzernleitung, bis der Betriebsrat nicht mehr mitmachte und beschloss: Es ist Zeit, auf die Straße zu gehen. Die Demo von gestern soll erst der Auftakt sein.
"Wir werden denen da oben abtrotzen, dass sie mit uns reden" heißt es bei der Kundgebung. Der Rückweg führt schon mal an der Freudenbergschen Villa vorbei. Schließlich soll die Familie den Unmut der Beschäftigten mitbekommen. Doch da tut sich erst mal nichts.
"Ihr seid nicht allein", versichert Bernd Schneider als Vorsitzender des Europabetriebsrates den Kollegen und wünscht ihnen Kraft und Ausdauer für den Kampf um den Arbeitsplatz. Seinen Worten nach geht es nur auf den ersten Blick allein um den Verkauf der Bausysteme KG, mit dem schon mal ein Sechstel der Weinheimer Belegschaft veräußert würde. Auch andere KGs seien gefährdet.
Dass die Standortsicherung nicht den Erhalt der Arbeitsplätze bedeutet, mussten demnach die Beschäftigten der Service-KG erfahren. "Sie sind arbeitslos", so Detlef Stutter. Derweil müsse die IT-Gruppe Kürzungen von Weihnachtsgeld und Urlaubstagen hinnehmen. Seine zentrale Forderung für die Bausysteme KG lautet deshalb: Die Sicherung des Tarifvertrages über ein Jahr hinaus. "Sonst macht der neue Arbeitgeber mit euch, was er will."
Tief enttäuscht vom "Familienunternehmen" Freudenberg ist auch Karl-Heinz Kuschel, Betriebsratsvorsitzender der Bausysteme KG und selbst seit 40 Jahren dabei. Er kann einfach nicht verstehen, warum das Unternehmen mitten im Aufschwung verkaufen will. Seiner Schilderung nach ist die Auftragslage so gut, dass Schichten rund um die Uhr gefahren werden. Die KG ist auf die Produktion von Bodenbelägen spezilaisiert. Das Betriebsergebnis soll zum Jahresende bei rund acht Millionen Euro liegen. Noch im März hieß es seinen Worten nach: Wenn 5,5 Millionen erreicht werden, wird wahrscheinlich nicht verkauft. Spekulationen darüber, wer der vier Bewerber ("alles direkte Konkurrenz") den Zuschlag erhält, will er nicht anstellen. Er glaubt auch nicht, dass der Kaufvertrag noch in diesem Jahr unterzeichnet wird. Es bliebe also noch Zeit, weitere Aktionen zu planen.
Doch Karl-Heinz Kuschel befürchtet: "Wir werden verkauft und dann plattgemacht." Was erwarten die Beschäftigten? Zunächst mal ehrliche Antworten.
darkrond - 20. Dez, 18:46
Trackback URL:
https://dgbweinheim.twoday.net/stories/3089970/modTrackback